Infos über Paraguay

Arm, ein Kind, eine Frau, indigen oder alt zu sein, heißt in Paraguay fast automatisch, zu einer benachteiligten Bevölkerungsgruppe zu gehören.

Eine paraguayische Familie, oft auch eine alleinstehende Mutter, hat im Schnitt 3,5 Kinder. In der Armensiedlung unserer Gegend gibt es einige Mütter, die zwischen 8 und 12 Kinder geboren haben. Meistens werden sie sehr jung das erste Mal schwanger, manches Mal sogar noch vor dem 15. Geburtstag. Wir hatten in den vergangenen Jahren sogar ein paar Fälle mit 11-13-jährigen schwangeren Mädchen. Ab dem 15. Geburtstag sind die Mädchen sozusagen im heiratsfähigen Alter, daher wird dieser Geburtstag auch, je nach Geldbeutel, groß und mit vielen Gästen gefeiert. Hohe Schuldenaufnahmen sind keine Seltenheit. Zumindest Mädchen aus einfachen Familien und ohne entsprechende Bildung/Aufklärung werden oft bald nach diesem Datum schwanger. Durch den weit verbreiteten „machismo“  haben sie wenig Entfaltungsmöglichkeiten.

81% der paraguayischen Bevölkerung verfügen über keinerlei Gesundheitsvorsorge. Die Anteile an Todesfällen der Mütter bei der Geburt ist eine der höchsten in Lateinamerika. 27% der Kinder werden ausserhalb von Krankenhäusern entbunden. Frauen und Kinder sind von der fehlenden gesundheitspolitischen Initiative des Staates am stärksten betroffenen Bevölkerungsgruppen. Nur 64% der Kinder unter 5 Jahren haben alle vorgeschriebenen Impfungen, 15% davon erhalten später entsprechende Auffrischimpfungen.

Bei der Aufklärung der jungen Menschen muss noch viel getan und verändert werden. Eine Voraussetzung hierfür ist jedoch auch die Bildung und Ausbildung, die sie kritischer und unabhängiger machen soll. Leider überlässt in Paraguay der Staat einen Großteil des Landes seinem Schicksal, was am Fehlen von Krankenhäusern und grundlegenden Versorgungsleistungen wie Trinkwasser und Strom deutlich wird. Schenkungen in Millionenhöhe zur Verbesserung der Bildungsmöglichkeiten, der Gesundheitslage oder für Straßenbau werden anderweitig, z.B. für politische Wahlkampffeldzüge verwendet. Zwar existiert Schulpflicht und auch entsprechende öffentliche Schulen, jedoch ist dort die Lernsituation katastrophal. Nur ein Buch für eine Klasse mit 50 Kindern ist dort keine Ausnahme. Daher ist ein Zugang zu guter Bildung nur dann möglich, wenn die Schulgebühren für eine der besseren – dafür recht teuren – Privatschulen aufgebracht werden kann.

Arbeitslosigkeit und fehlende angemessene Einkommensmöglichkeiten prägen das Bild des Arbeitsmarktes in Paraguay. Die Arbeitnehmerrechte werden von den Arbeitgebern systematisch missachtet, was durch die Angst der Arbeitnehmer um ihren Arbeitsplatz noch verstärkt wird. Da die meisten auch kein Geld für einen Anwalt bei einem evtl. Rechtsstreit haben, können sie sich gegen Ungerechtigkeiten auch nicht wehren. Der staatlich vorgeschriebene Mindestlohn beträgt derzeit knapp 2.192.839 Guaranies, dies sind etwa 320 Euro. Und dieser wird von über 40% der privaten Unternehmen nicht einmal eingehalten. Für das Essen einer vierköpfigen Familie werden wenigstens 30.000 Guaranies am Tag ausgegeben, dabei muss man sich aber auf das notwendigste beschränken: Eintopf, Reis, Mandioka, ab und zu mal ein Stück Huhn oder Fleisch, dann sind es aber schon 50.000 Guaranies am Tag nur für die Mahlzeiten. Wenn man auch noch Fahrtkosten hat, um zum Arbeitsplatz zu kommen – was bleibt dann noch für Schule, Kleidung, Hygiene und Gesundheit übrig? Dies bleibt dann meistens auf der Strecke. Paraguay liegt z.B. bei den offiziellen Pro-Kopf-Ausgaben für das Gesundheitswesen an drittletzter Stelle in Lateinamerika.

Zusammenfassend ein paar Fakten:

  • Paraguay hat ca. 7 Mio. Einwohner
  • 10% der Kinder in Paraguay haben keinen Schulzugang
  • jedes 4. Kind arbeitet
  • 670.000 Kinder leben in extremer Armut
  • 1.200.000 Kinder leben an der Grenze der Armut
  • 35.000 Kinder sind stark unterernährt
  • 141.000 in Gefahr der Unterernährung
  • 98.000 Kinder sind schon chronisch unterernährt
  • 14% aller Paraguayer sind unterernährt
  • 45.000 schwangere Frauen sind unterernährungsgefährdet
  • 9% aller Kinder kommen mit Untergewicht zur Welt

(Quellen: u.a. CIA World Factbook (2018), paraguayprofis.com (2018), paraguay-homepage.de)